Das neue Hallstatt-Band (Inv. No 126520)
Es handelt sich hier um einen neuen Fund, die Borte wurde 2019 im eisenzeitlichen Bereich des Bergwerks entdeckt.
Da es im 7. Jhd. v. Chr. zu eine Bergrutsch kam, bei dem mehrere Bergleute umkamen und der Gang verschüttet wurde, konnte man die Borte, die hinter dem Geröll lag, auf die Mitte des 8. Jhd. bis zur Mitte des 7. Jhd datieren.
Das Fragment ist 34 cm lang und wurde mit Wolle (Schussfaden) und Pferdehaar (Kettfaden) gewebt. Der ursprüngliche Verwendungszweck der Borte ist nicht bekannt, es wurden keine Nahtspuren an der Borte gefunden.
This is a new find, the band was discovered in 2019 in the Iron Age area of the mine.
Since there was a landslide in the 7th century BC in which several miners were killed and the passageway was buried, the band, which lay behind the rubble, could be dated to the middle of the 8th century to the middle of the 7th century.
The fragment is 34 cm long and was woven with wool (weft) and horsehair (warp). The original purpose of the band is not known; no traces of stitching were found on the band.
Als Karina Grömer 2020 bei Academia den Artikel 'Ein neues Brettchengewebe mit ungewöhnlichem Design aus dem Salzbergwerk Hallstatt' veröffentlicht hatte, da habe ich noch am selben Abend einen ersten Rekonstruktionsversuch gewebt, aber danach wurde es hier ruhig. Nicht weil ich es nicht weitergewebt hatte, sondern weil ich das Glück hatte, an der nächsten Veröffentlichung mitarbeiten zu können und dann kann man vorab nicht viel dazu schreiben. Januar 2022 wurde dann der Artikel veröffentlich.
Auch wenn der Zeitraum ziemlich lang scheint, ist die Borte doch recht schnell publiziert worden.
When Karina Grömer published the article 'Ein neues Brettchengewebe mit ungewöhnlichem Design aus dem Salzbergwerk Hallstatt' at Academia in 2020, I wove a first reconstruction attempt the same evening, but after that it became quiet here. Not because I didn't continue weaving it, but because I was lucky enough to be working on the next publication and then you can't write much about it beforehand. The article was then published on January 2022.
Even though the period seems rather long, the band was published quite quickly.
Ungewöhnlich für die Eisenzeit ist die Technik, in der sie gewebt wurde. Es ist eine Dreifarben-Technik, mehr oder weniger identisch mit der heutigen Sulawesi-Technik. Hier ist der leuchtende gelbe Faden der dominierende Faden, während die roten und blauen Fäden zum Hintergrund verschmelzen. Es gibt aus der Eisenzeit (noch) keinen vergleichbaren Fund.
Unusual for the Iron Age is the technique in which it was woven. It is a three-colour technique, more or less identical to the Sulawesi technique of today. Here the bright yellow thread is the dominant thread, while the red and blue threads blend into the background. There is no comparable find from the Iron Age (yet).
Ich habe die Borte mit 13 Brettchen rekonstruiert. 2020 zuerst eine Übersicht über die Motive, 2021, eine Anleitung mit allen Feinheiten. Ob die Abweichungen in den einzelnen Muster jetzt Fehler sind, oder nicht, kann ich nicht beurteilen, man kann sicher sagen, dass diese Borte ohne Anleitung wie wir sie heute oft benötigen gewebt wurde und freie Arbeiten variieren immer in der Ausführung der einzelnen Motive. Ok, eine Stelle ist höchstwahrscheinlich ein Webfehler gewesen. Kann aber auch eine Beschädigung des Fragmentes sein.
Es gibt nur wenige Borten in der Eisenzeit, die mit wechselnden Musterrapporten gefunden wurden. Bei vielen liegt es wohl daran, dass die Fragmente nur wenige Zentimeter lang sind, einige wenige, wie die Ärmelborte vom Hallstatt Textil 123, oder die Ärmelborte von Dürrnberg (Textil Nr. 4470) sind länger, haben ein sich wiederholendes Motiv. Andere wie die breite Borte aus Hochdorf (Fragment 1.42 und 1.45) sind bis zu 9,7 cm lang und hat einen unregelmäßigen Musterrapport, mit 2 verschiedenen Motiven in unterschiedlichen Variationen. Aber der Musterrapport von 126552 ist einzigartig für die Eisenzeit. Die Motive wiederholen sich bis zu fünf Mal und dann wird ein anderes Motiv gewebt.
I have reconstructed the band with 13 tablets. 2020 first an overview of the motifs, 2021, instructions with all the fine details. Whether the deviations in the individual patterns are mistakes or not, I cannot judge, it is safe to say that this band was woven without instructions as we often need them today and free works always vary in the design of the individual motifs. Ok, one spot was most likely a weaving error. But it could also be damage to the fragment.
There are only a few bands in the Iron Age that have been found with changing pattern repeats. In many cases it is probably because the fragments are only a few centimetres long. A few, such as the sleeve border from Hallstatt textile 123, or the sleeve border from Dürrnberg (textile no. 4470) are longer and have one repeating motif. Others, like the wide band from Hochdorf (fragment 1.42 and 1.45) are up to 9.7 cm long and have an irregular pattern repeat, with 2 different motifs in different variations. But the pattern repeat of 126552 is unique for the Iron Age. The motifs repeat up to five times and then another motif is woven.
Die komplette Rekonstruktion von Hallstatt 126552 ist über 300 Musterzeilen lang. Veröffentlicht wurde dann eine gekürzte Version von 225 Zeilen, die einige kleine Unregelmäßigkeiten glattzog.
The complete reconstruction of Hallstatt 126552 is over 300 pattern lines long. A shortened version of 225 lines was then published, smoothing out some minor irregularities.
Literatur:
Karina Grömer, Hans Reschreiter: 'Ein neues Brettchengewebe mit ungewöhnlichem Design aus dem Salzbergwerk Hallstatt', 2020
Karina Grömer, Hans Reschreiter, Silvia Ungerechts: 'Knowledgesharing: a newly found 2,700-year-old tablet-woven band from Hallstatt, Austria, 2021 (incusive einer Musteranleitung von mir)
Technik: eine Art Sulawesi
Anleitung: hier